Gütersloh, 11. August 2025

Das FCG-Pokal-Faible für Berliner Bundesligisten

Fünf Berliner Clubs (TeBe, Tasmania, Blau-Weiß 90, Hertha BSC und der 1. FC Union) spielen oder spielten in der Bundesliga. Mit dem 1. FC Union Berlin gibt der dritte Berliner Bundesligaclub bald seine Visitenkarte im Ohlendorf Stadion im Heidewald ab. Ein willkommener Anlass, auf die bisherigen drei Duelle gegen die Clubs von der Spree zurückzublicken.

8.000 Zuschauer waren 1986 „Heiß auf Blau-Weiß“, denn der frischgebackene Bundesligist war in der zweiten Runde im Heidewald zu Gast. Ein „Alter Bekannter“ aus der Aufstiegsrunde zur zweiten Bundesliga im Sommer 1984. Der spätere Absteiger erwies sich als zwei Nummern zu groß für unseren Oberligisten (damals die dritthöchste Spielklasse) und siegte souverän mit 0:5 in Ostwestfalen. Einer der Torschützen: Der spätere Nationalspieler Karl-Heinz Riedle. Blau-Weiß 90 musste 1992 Insolvenz anmelden. Der inoffizielle Nachfolgeverein SV Blau-Weiss (2015 in Blau-Weiß 90 zurückbenannt) spielte in seinen besten Zeiten in der Oberliga Nordost und ist derzeit Landesligist.

Drei Jahre später im August gab sich die alte Dame „Hertha“ die Ehre im Heidewald. Rund 3.000 Zuschauer (davon 2.700 Zahlende) sahen einen überlegenen Zweitligisten in der ersten Hälfte, der aber immer wieder am überragenden Gütersloher Torhüter Jürgen Welp scheiterte. Dieser konnte nur durch eine Eigentor-Bogenlampe von FCG-Verteidiger Lothar Waldeck in der 20. Minute überwunden werden. In der 39. Minute gelang der überraschende Ausgleich. Walter Junghans im Berliner Tor kann den Schuss von Helmut Schröder nicht festhalten, Frank Hermann setzt nach, wird nochmal von Junghans gestoppt und überwindet diesen letztlich im zweiten Versuch.

FCG-Trainer Willi Mense stauchte die Dalke-Kicker in der Pause zusammen und in der zweiten Hälfte war unser FC Gütersloh auf Augenhöhe. Dicke Chancen auf beiden Seiten, ein begeisterndes Spiel! Fast hätte Helmut Schröder in der 92. Minuten den Siegtreffer per Freistoß erzielt – leider stand der Pfosten im Weg. In der Verlängerung biss sich Hertha weiterhin die Zähne an unserem Torwart aus. Dem Statement des Berliner Trainers Fuchs „Jürgen Welp war der beste Man auf dem Platz“ ist nichts hinzuzufügen. 1:1 nach Verlängerung, das bedeutete damals im DFB-Pokal ein Rückspiel. „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“

Am Dienstag, dem 29. August, ging es also in die deutsche Pokalhauptstadt. Die DDR existierte noch und die Fahrt durch diese mit peniblen Grenzkontrollen ist allen Mitreisenden sicherlich noch in Erinnerung. Das Verbot anzuhalten in Verbindung mit einem Bus ohne WC verlangte den FCG-Fans einiges an Kreativität und Durchhaltevermögen ab. Lasst euch die Geschichte am besten direkt von den „alten Veteranen“ erzählen, denn der Verfasser dieser Zeilen erfuhr vom Pokal-Coup erst am Abend im ZDF „heute journal“.

3.221 Zuschauer (darunter 300 (!) Gütersloher) fanden sich in der riesigen, heruntergekommenen Schüssel Olympiastadion ein. Die große FCG-Fanschar hat in der 16. Minute den Torschrei auf den Lippen: Pass von Meyer auf den am Elfmeterpunkt freistehenden Frank Hermann. Dieser donnert den Ball an die Querlatte. Auch in Berlin-Spandau war unser Keeper Welp in Bestform und so ging es torlos in die Pause. Dann die legendäre 47. Minute: Langer Pass von Nierhoff aus der Abwehrzentrale auf rechts zu Behrendt. Dieser spielt seinen Gegenspieler schwindelig, seine Flanke wird abgewehrt, Tischler setzt nach und verlädt Libero Greiser und Torwart Junghans. Der Rest ist Geschichte. Wütende Hertha-Angriffe und ein Eckenverhältnis von 13:0 ändern nichts daran. 91. Minute, Abpfiff, 15 Gütersloher Spieler liegen sich jubelnd in den Armen, Meik Tischler wirft sein Trikot in den Auswärtsblock. Zum Dank widmen die Fans ihm den Gesang: „Wir singen Maik! – Maik! – Meik Tischler, jeder kennt ihn, den Held von Berlin“ auf die Melodie der TV-Serie „Flipper“. Gänsehaut! Unser FC Gütersloh hat im DFB-Pokal im Berliner Olympiastadion gesiegt, sowas bleibt für die Ewigkeit. Die 300 Gütersloher müssen sich noch gegen einige Scharmützel der „Herthafrösche“ wehren bevor sie müde, aber überglücklich wieder Westdeutschland erreichen. Zur Belohnung kommt der VfB Stuttgart mit Arie Haan, Eike Immel, Karl Allgöwer, Guido Buchwald, , Michael Frontzeck, Maurizio Gaudino und Fritz Walter in der nächsten Runde. Aber das ist eine andere, großartige Pokalgeschichte. Die FCG-Pokalelf im Olympiastadion: Welp – Nierhoff – Behrendt, Waldeck, Graskamp – Pohl, Reckordt, Meyer, Kirchgessner – Hermann, Tischler (89. Norek) – Trainer: Mense

Aus drei DFB-Pokalduellen gegen Berliner Clubs ist die Bilanz aktuell ausgeglichen: Eine Niederlage, ein Remis und ein Sieg. Da es gegen Union Berlin (leider) kein Rückspiel geben kann, werden wir alle am Freitagabend wissen, ob die neue „Berlinbilanz“ unseres FC Gütersloh positiv oder negativ ausfällt.

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