Frank Scharpenberg und Rob Reekers sprechen über Victoria, den FCG und alte Zeiten

Frank Scharpenberg und Rob Reekers haben beim FC Gütersloh Geschichte geschrieben. Der Marathon-Mann aus Clarholz und der viermalige niederländische Nationalspieler gehören zu der legendären Mannschaft, die in der Saison 97/98 nur hauchdünn den Aufstieg in die Bundesliga verpasst hat. Der damalige fünfte Platz in der zweiten Bundesliga ist das beste Ergebnis, das der FCG jemals erreicht hat. Heute gehören Beide unserer Traditionsmannschaft an und flachsen natürlich gerne vor dem Derby. Und beide wollen natürlich gewinnen – der eine als Sportlicher Leiter von Victoria Clarholz und der andere als Sportlicher Leiter des FC Gütersloh. Für das FCG-Stadionmagazin sprach Marvin Haß mit zwei gut gelaunten Kultfußballern des FCG, die sich auf das Duell der beiden Nachbarvereine freuen. Das Interview veröffentlichen wir hier gerne zusätzlich.

Frank, schon vor deinem Transfer zum FC Gütersloh in der Saison 97/98 hattest du Kontakt zum FC Gütersloh. Wieso kam damals kein Wechsel zustande?

Scharpenberg: Ganz ehrlich? Weil Hannes Linßen (Trainer des FCG von 1996 bis 1998) mich nicht haben wollte. Er sagte nur: „Volker (damaliger Manager des FCG) hat gesagt, dass du gut bist, aber ich weiß ja nicht…“. Dann bin ich nach Essen gegangen. Nach dem dritten oder vierten Spieltag hat er mich angerufen: „Frank, du bist gut, du bist richtig gut!“.

Reekers: Und dann habt ihr hier im Heidewald sogar noch gegen uns gewonnen…

Scharpenberg: Ja genau. Nach dem Spiel war ich noch auf der Michaeliskirmes. Da waren einige Personen nicht so gut auf mich zu sprechen… (grinst)

Ein Jahr später ist der Wechsel dann geglückt. Ab diesem Zeitpunkt standet ihr gemeinsam für den FCG auf dem Platz. Was bleibt euch am meisten im Kopf, wenn ihr an diese turbulente Saison 97/98 zurückdenkt?

Reekers: Wir hatten damals die beste Abwehr der Liga und haben zusätzlich noch den Torschützenkönig gestellt (Angelo Vier, 18 Tore). Trotzdem sind wird nicht aufgestiegen. Das geht normalerweise gar nicht. Neben Angelo hat aber niemand für weitere Tore gesorgt. Wir hatten in jedem Spiel viele Chancen, haben aber leider zu wenig daraus gemacht. Ob es schlussendlich gereicht hätte, ist natürlich ein Ratespiel. Trotzdem muss ich ab und zu daran denken. Schade eigentlich…

Scharpenberg: Ich weiß noch genau, wie wir in Meppen gewonnen haben. Wir haben ein super Spiel abgeliefert und auf dem Rückweg fast den Bus auseinandergenommen. Alle dachten sich: „Wir haben nur noch ein paar Spiele vor uns.“. Und genau das war vermutlich der Fehler.

Reekers: Gegen Unterhaching (Endstand 0:0) zum Beispiel haben wir 80 Minuten auf ein Tor gespielt. Das hat richtig genervt. Die standen nur hinten drin. Ich weiß noch genau, wie ich nach dem Spiel in die Kabine gekommen bin und Hannes vor Wut einen Fußballschuh in einen Spiegel geworfen hat. Dann kam der Koni (Dirk Konerding) rein und sagte „Oh Trainer, das wird teuer…“. Ihr könnt euch denken, wie Hannes dann ausgerastet ist. (lacht)

Laut Transfermarkt.de standet ihr beiden in 46 Spielen gemeinsam auf dem Platz. Du, Frank, hast im Mittelfeld gespielt und, Rob, Du warst Innenverteidiger. Würdet ihr sagen, ihr beide habt gut harmoniert?

Reekers: Wer mit Scharpi nicht harmoniert hat, der hat etwas falsch gemacht! Er war für die gesamte Mannschaft sowohl auf dem Platz als auch daneben eine Bereicherung. Er war ein äußerst verantwortungsbewusster Mittelfeldspieler, der in wirklich jedem Spiel ein unglaubliches Laufpensum abgerissen hat. Und das alles im höchsten Tempo! Dadurch war er gefühlt an allen Mittelfeldaktionen beteiligt. Manchmal habe ich mir gedacht: „Lauf doch vielleicht ein bisschen weniger. Das ist in manchen Situationen auch nicht schlecht“. Schließlich kannst du deiner Mannschaft mit zu viel falschem Ehrgeiz auch schaden. Aber das war seine Mentalität. Diese Art und der Siegeswille haben ihn ausgezeichnet. Er hätte aber mehr Tore schießen können…

Scharpenberg: Jetzt ziehen wir von dieser Aussage mal ein paar Prozent ab. Dann sind wir ungefähr bei der Realität (lacht). Es stimmt aber, ich habe zu wenig Tore gemacht. Was Rob angeht, habe ich am Anfang gedacht „Da sitzt mir gerade ein Spieler gegenüber, der schon ein paar Länderspiele für die Niederlande gemacht hat“. Da war der Respekt schon groß. Ich war gefühlt der Junge vom Dorf nebenan und er war der absolute Führungsspieler, der auf und neben dem Platz etwas zu sagen hatte. Auf dem Platz war für mich immer wichtig, dass ich Leute habe, auf die ich mich verlassen kann. Natürlich benötigt man auch kreative Spieler. Diese arbeiten aber defensiv nicht immer mit. Und ich will nicht sagen, dass du unkreativ warst, Rob, aber man konnte sich auf dich verlassen!

Kommen wir zurück in die Gegenwart. Ihr seid Beide bei der Traditionsmannschaft des FCG dabei. Rob, du koordinierst und planst die Spiele. Frank, du schnürst selber noch die Schuhe und stehst auf dem Platz. Was bedeutet die Traditionsmannschaft für euch?

Reekers: Es macht einfach Spaß! Der FCG und die Mitspieler von damals sind schließlich ein Teil unseres Lebens. Mit jedem Treffen werden die Geschichten immer besser. Ich komme immer sehr gerne zu unseren Zusammenkünften, sei es bei unseren Spielen oder beim Klosterpforten Cup in Marienfeld. Dafür verschiebe ich auch mal den ein oder anderen Termin, auch mit meiner Frau. Sie hat da vollstes Verständnis.

Scharpenberg: Das ist wirklich immer etwas, auf das ich mich freue. Ich habe ebenfalls das Glück, dass meine Frau da nie etwas sagen wird. (grinst) Ich fahre zum Beispiel jeden Winter nach Oberhausen und spiele dort in der Traditionsmannschaft. Auch beim Klosterpforten Cup im Oktober bin ich natürlich dabei. Außerdem lernt man nebenbei auch immer wieder neue Leute bei den Spielen kennen, die natürlich das gleiche große Interesse teilen. Ich will diese wenigen Tage im Jahr nicht missen!

Außerhalb der Traditionsmannschaften spielst du aber keinen Fußball mehr, oder?

Scharpenberg: Wenn spiele ich eigentlich nur bei den Alten Herren von Victoria Clarholz. In den letzten Jahren habe ich aber mal bei der ein oder anderen Mannschaft im Verein ausgeholfen, wenn Not am Mann war. Gott sei Dank war das in letzter Zeit nicht mehr so häufig der Fall! (lacht)

Reekers: Hast du nicht sogar bei einem Pflichtspiel mit deinem eigenen Sohn zusammengespielt?

Scharpenberg: Ja, die zweite Mannschaft von Clarholz war in Abstiegsnot und da habe ich ausgeholfen. Mein Sohn war sogar etwas sauer, weil ich ein Tor gemacht hab und er nicht…

Reekers: Da hast du in deinem hohen Alter sogar noch dazugelernt und schießt auf einmal Tore! (lacht)

Besser spät als nie. Frank, du bist sportlicher Leiter bei Victoria Clarholz. In der Saison 19/20 ist euch der Aufstieg in die Oberliga gelungen. Ein Meilenstein für den Verein, oder?

Scharpenberg: Ja, definitiv. Wobei man nicht vergessen sollte, dass wir vor Urzeiten sogar schon mal in der vierten Liga gespielt haben. Damals war dies noch die Verbandsliga. Aber klar: die heutige Oberliga wird ganz anders wahrgenommen. Man steht viel mehr im Fokus. Für die Spieler und den Verein ist das super! Wir fühlen uns hier wohl und versuchen natürlich so lange wie möglich in dieser Liga zu bleiben. Aber nicht mit aller Macht. Langsam verschwinden die letzten waschechten Clarholzer aus dem Kader und wir müssen schauen, dass wir in den nächsten zwei, drei Jahren wieder ein paar Clarholzer in die erste Mannschaft integrieren. Das ist in der Oberliga natürlich nicht mehr so einfach.

Wie stehen die Chancen für die Victoria aus Clarholz auch im nächsten Jahr erneut Oberliga zu spielen?

Scharpenberg: Letztes Jahr sind fünf Mannschaften abgestiegen. In diesem Jahr werden es zwei oder drei Mannschaften sein. Von daher sind unsere Chancen nicht schlechter geworden. Unser Kader ist auch besser geworden. Trotzdem bleibt der Klassenerhalt natürlich weiterhin das Ziel. Wir wollen auch in der nächsten Saison unbedingt Oberliga spielen.

Beim FCG sind die Vorzeichen etwas anders, Rob…

Reekers: Wir wollen aufsteigen. Dementsprechend haben wir auch die Mannschaft zusammengestellt, um unsere Chancen auf einen Aufstieg noch mal deutlich zu erhöhen.

Trotzdem kann immer etwas dazwischen grätschen. Einige Verletzungen haben dem FCG in der vergangenen Saison zu schaffen gemacht.

Reekers: Unser Kader ist breit aufgestellt. Wenn die Nummer 15,16 oder 17 spielt, gibt es kaum einen Qualitätsverlust. So können wir Verletzungen und Sperren auffangen. Das wird über eine gesamte Saison gesehen wichtig sein.

Scharpenberg: Das find ich übrigens gut, dass du das so klar und deutlich formulierst.

Mit Markus Baum, Nick Flock und Sinan Aygün sind drei langjährige FCG-Spieler ins Holzhofstadion gewechselt. Was hältst du von den drei Neuverpflichtungen?

Scharpenberg: Alle Drei sind super Typen, die auch menschlich gut zu unserer Truppe passen. Sie bringen alle verschiedene fußballerische Qualitäten mit und bereichern unseren Kader. Sinan ist bereits seit dem Winter da und er war aus meiner Sicht einer der entscheidenden Faktoren, die uns den Klassenerhalt gebracht haben. Jetzt freuen wir uns auf Markus und Nick!

Was sind eure Tipps für das Nachbarschaftsduell FC Gütersloh gegen Victoria Clarholz?

Reekers: Ich mache es ganz einfach: Wir müssen ein Tor mehr schießen als Clarholz und am besten die Null halten – 1:0 also.

Scharpenberg: Normalerweise tippe ich nicht. Jetzt mach ich es aber mal: Derby – Unentschieden – 1:1.

Auf dem Foto: Frank Scharpenberg (rechts) und Rob Reekers (2. von rechts) mit Dirk van der Ven (links) und Rino Capretti (2. von links) bei einem Spiel der FCG-Traditionsmannschaft in Ahlen.

Erster Meilenstein beim Dauerkarten-Verkauf erreicht
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Foto: Jens Dünhölter
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