
Gütersloh, 13. August 2025
Jens Tschiedel und Steffen Enge spielten für Union Berlin und den FCG
Ein Kaiser und ein Torjäger spielten im Stadion an der Alten Förderei und im Heidewald. Jens Tschiedel und Steffen Enge trugen als einzige Fußballer das Trikot des 1. FC Union Berlin und des FC Gütersloh.
Jens Tschiedel steht wie Dirk van der Ven, Heiko Bonan oder auch Rob Reekers für die größte Zeit des FCG. „Vanni“ erinnert sich: „Er war halt der 'Kaiser'. Auf und neben dem Platz. Den Spitznamen hat er sich zwar selbst gegeben ('Ihr könnt mich Kaiser nennen'), man muss aber neidlos anerkennen, dass er diesen zurecht trug. Mit welcher Ästhetik und Eleganz den guten alten Libero interpretierte, erinnerte schon auffallend ans Original! Und neben dem Platz war er auch immer ganz weit vorne - immer erste Reihe - so wie es sich halt gehört für einen echten Kaiser...“
Nach dem Aufstieg in die Regionalliga 1995 holte Manager Volker Graul den kopfballstarken Abwehrmann von Alemannia Aachen in den Heidewald. Die Verpflichtung erwies sich als Volltreffer - wie viele andere auch in dieser Zeit. Mit Jens Tschiedel in der Abwehr schaffte Gütersloh 1996 den Durchmarsch in die zweite Bundesliga und klopfte 1998 an die Tür zur Bundesliga. Der gebürtige Wuppertaler blieb bis zum Abstieg 1999 im Heidewald, bestritt insgesamt 102 Pflichtspiele (Regionalliga, zweite Bundesliga und DFB-Pokal) für den FCG und erzielte acht Tore. Nach einer Zwischenstation bei LR Ahlen wechselte Jens im Jahr 2000 schließlich zu Union Berlin. Mit den Köpenickern schaffte der Abwehrmann den Aufstieg in die zweite Bundesliga und stürmte sensationell ins DFB-Pokalfinale. Der Außenseiter verlor damals zwar 0:2 gegen Schalke 04, aber der ehemalige Abwehrchef des FC Gütersloh war im Berliner Olympiastadion 81 Minuten lang dabei.
Steffen Enge ging rund zehn Jahre vorher den umgekehrten Weg. Mit Anfang 20 feierte er seine Premiere in der damaligen DDR-Oberliga. In zwei Spielzeiten (1987-1989) kam der Stürmer 34-mal zum Einsatz und erzielte fünf Tore. Nach der Wende wechselte er - wie viele Fußballer damals - vom Osten in den Westen. Hier heuerte er 1991 in Gütersloh an. „Icke“ berlinerte sich sympathisch durch Interviews genauso wie durch den gegnerischen Strafraum. Der Torjäger nahm beim FCG richtig Fahrt auf. In den ersten drei Jahren erzielte er in 76 Oberliga-Spielen 30 Tore für Gütersloh. Die Torquote in der Oberliga-Meistersaison 94/95 ist heute im Internet zwar nicht mehr überliefert, aber es waren reichlich. Mit seinen Toren hatte Steffen maßgeblichen Anteil am Regionalliga-Aufstieg 1995 – die Grundlage für die Erfolge danach. Nach Stationen bei der Beckumer Spielvereinigung und dem SC Paderborn kam Steffen beim Neustart im Jahr 2000 nochmal zurück in den Heidewald, ehe er seine Karriere bei Victoria Clarholz ausklingen ließ. Steffen Enge hat in Gütersloh längst eine neue Heimat gefunden. Der ehemalige Torjäger arbeitete noch jahrelang als Trainer und trainierte unter anderem die frühere Frauen-Mannschaft des FCG.
Auf dem Foto von links: Steffen Enge mit seinem damaligen Stürmerkollegen Uwe Westermann
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